Wie entsteht ein Impfstoff?

Neuerdings kursiert das Gerücht durchs Internet, Pharmafirmen würden hinter der Abtreibungspropaganda unserer Zeit stecken, und die abgetriebenen Babies benutzen, um Impfstoffe herzustellen, zum Beispiel gegen das neueste Grippevirus. Stimmt das? Kann das stimmen? Wie stellt man einen Impfstoff her?

Hühner-Embryonen



      

Der wichtigste Bestandteil des Impfstoffs gegen ein bestimmtes Virus ist das Virus selbst. Erst angezüchtet und dann abgetötet, soll es dem Immunsystem zeigen, wogegen es kämpfen muss. Der schwierigste Schritt dabei: Das Virus vermehren. Bakterien kann man einfach auf einer Zuckerplatte wachsen lassen, aber Viruspartikel vermehren sich nur in lebenden Zellen. Wie also züchtet man ein Virus? In abgetriebenen menschlichen Embryonen, sagt das Gerücht. Die Wahrheit ist wesentlich weniger skandalös: entweder auf einer Nährplatte voller Tierzellen, oder in Hühnereiern. Man gewinnt das Virus aus der Blutprobe einer erkrankten Person, und spritzt es in ein befruchtetes Hühnerei. Das ganze kommt für ein paar Tage in den Brutkasten, und im Inneren vermehrt sich das Grippevirus.

Und ein Grippevirus für Menschen überlebt in einem Hühnerei? Ja. Denn die meisten neuen Grippeviren kommen von Vögeln zu uns. In jedem beliebigen Vogelei fühlen sie sich wohl und vermehren sich. Man nimmt Hühner, weil deren Eier am billigsten zu kaufen sind.

Und kommt die Geschichte mit den toten Babies her? Wahrscheinlich hat jemand das Wort „Embryonen“ gelesen, und hatte folgenden Gedankengang: „Embryonen sind ungeborene Babies. Wo nimmt eine Pharmafirma ungeborene Babies her? Aus Abtreibungen!“ Der Denkfehler: Alle ungeborenen Babies sind Embryonen. Die von Krokodilen, die von Menschen, die von Lämmergeiern. Und die von Hühnern. Hühner-Embryonen, auch bekannt als: befruchtete Hühnereier.

Schöner Skandal, aber kein Argument

Ich fürchte, mit der Geschichte vom Impfstoff aus toten Babies haben sich die Abtreibungsgegner ein Eigentor geschossen. Wäre sie wahr, wäre die Story ein haarsträubender Skandal und ein starkes Argument, aber als ausgedachte Lüge wirkt sie lächerlich. Mit den falschen Argumenten kann man einer guten Sache leider ziemlich schaden. Für die Zukunft, liebe Pro-Lifer: Bitte seht euch die Fakten gründlich an, sonst schenkt ihr der Gegenseite ein Argument!


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