Die Biochemie des Hungerstofwechsels

Sprechen wir Klartext über den Hungerstoffwechsel. Die Biochemie und Physiologie dahinter sind nicht allzu gut erforscht. Warum? Weil man dazu Hungerexperimente machen müsste, und das darf kein Arzt oder Forscher. Nicht an Menschen, nicht an Affen, nicht einmal an Ratten. Deshalb streiten sich Diätratgeber so gerne darüber, wie man am schnellsten abnimmt, ohne in den Hungerstoffwechsel zu kommen. Es gibt schlicht keine wissenschaftlichen Daten dazu.
Was wir über den Hungerstoffwechsel und seine Biochemie dennoch wissen, fasse ich hier einmal kurz zusammen.

Das passiert im radikal hungernden Körper



      

Angenommen, Du machst eine Nulldiät: nur Wasser, Tee und Vitamintabletten, keine Kalorien. Dein Blutzuckerspiegel beginnt zu sinken, die Bauchspeicheldrüse schüttet kein Insulin mehr aus. Deine Muskeln decken ihren Ruhebedarf aus Fettsäuren. Deine Leber muss dennoch den Blutzuckerspiegel über 40 mg/dl halten, denn Dein Gehirn und Deine roten Blutkörperchen sind auf Glucose angewiesen. Dazu wandelt die Leber verschiedene Stoffe in Zucker um: Pyruvat und Laktat (aus dem Muskelstoffwechsel), Glycerin (aus Fett) und Eiweiße. Leider sind von den ersten drei Rohstoffen nur kleine Mengen im Blut. Weniger als 24 Stunden nach der letzten Mahlzeit muss Deine Leber auf Eiweiße zurückgreifen. Am ersten und zweiten Tag einer Nulldiät verbrennt der Körper insgesamt etwa 150 Gramm Muskelmasse, um das Gehirn zu versorgen.

Ab dem dritten Fastentag

Die zweite Priorität des Hungerstoffwechsels ist, die Muskeln möglichst lange zu behalten, weil Du sie zum Überleben brauchst. Die Leber deckt ihren Eigenbedarf aus Fett. Außerdem wandelt sie Fettsäuren in Ketonkörper um. Ab dem dritten Tag einer radikalen Fastenkur beginnt das Gehirn, einen Teil seines Energiebedarfs aus diesen Ketonkörpern zu decken. Dauert der Hunger wochenlang an, verstoffwechselt das Gehirn große Mengen an Ketonkörpern. Sein Zuckerverbrauch sinkt ab von 120 Gramm pro Tag auf etwa 40 Gramm. Die Leber verbrennt jetzt etwa 20 Gramm Muskelmasse pro Tag, die restliche Energie kommt aus den Fettdepots. Erst, wenn kein Fett mehr übrig ist, stellt der Stoffwechsel ganz auf Eiweißverbrennung um.

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