Vitamin C ist entscheidend für den Aufbau von Fasern und Bindegewebe. Fehlt es, fallen Dir die Zähne aus. Außerdem hilft dieses Vitamin dabei, Eisen aus der Nahrung besser aufzunehmen. Aber kann es auch zu viel sein? Ärzte bringen Vitamin C schon seit Jahrzehnten in Verbindung mit einer recht unangenehmen Krankheit: Nierensteinen. Die Forschungsergebnisse gehen auseinander: Ist das Vitamin nun schuld an den Steinchen oder nicht?
Zwei Studien, zwei Ergebnisse
Eine Langzeitstudie der Harvard-Universität, mit über 85.500 Teilnehmerinnen (nur Frauen) und 14 Jahren Laufzeit, kommt zu dem Ergebnis: Diejenigen, die viel Vitamin C in ihren Ernährungsgewohnheiten hatten, bekamen genau so oft oder selten Nierenstein wie die, die wenig Vitamin C aufnahmen. Wie viele Orangen Du isst, hat demnach nichts zu tun damit, ob Du Nierensteine bekommen wirst oder nicht.
Eine schwedische Forschungsgruppe, die 23.000 Männer elf Jahre lang untersuchte und zu ihren Gewohnheiten befragte, fand dagegen einen deutlichen Zusammenhang: Die Wahrscheinlichkeit, Nierensteine zu bekommen, war doppelt so hoch bei den Probanden, die Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin C nahmen.
Wie vertragen sich diese beiden Studien? Hat Vitamin C etwa nur bei Männern eine Auswirkung auf das Nierensteinrisiko, und bei Frauen nicht? Dr. Gary C. Curhan, der Hauptautor der Harvard-Studie, ist anderer Meinung: Nahrungsergänzungsmittel enthalten oft das Zehnfache oder mehr der empfohlenen Tagesmenge an Vitamin C. Derart übertriebene Mengen erreicht man mit der Ernährung (normalerweise) nicht. Daher der Unterschied in den Studienergebnissen: Die erste Studie beschäftigte sich mit Lebensmitteln, die zweite mit Pillen.
Was nützt und was nicht
Den orthomolekularen Heilern mit ihren Hochdosis-Vitaminpülverchen dürften diese Forschungsergebnisse sehr gegen den Strich gehen: Große Mengen von Vitamin C sind nicht nur nutzlos (gegen Erkältung und all das), sondern sogar schädlich (für die Nieren).
Die früher empfohlene Diät für Nierensteinpatienten, bei der Vitamin C fast völlig verboten war, scheint ebenfalls nichts zu nutzen, weil normale Mengen von Vitamin C mit Nierensteinen nichts zu tun haben.
Ein nützliches Stück Wissen aus der Harvard-Studie: Am wenigsten Nierensteine bekamen diejenigen Frauen, deren gewohnte Ernährung sehr reich war an Vitamin B6.
Liebe Anna,
weißt du, welche Art der Nierensteine in dieser Studie untersucht wurde bzw. ob der Vitamin C-Konsum sich auf die Entstehung bestimmter Steine auswirkt oder ob grundsätzlich mehr Nierensteine auftreten? Vor allem bei Patienten mit Calciumoxalat-Steinen wird ja empfohlen, möglichst viele Zitrusprodukte aufgrund der enthaltenen Zitrate zu essen. Da diese aber auch recht viel Vitamin C enthalten, dürfte sich der hohe Vitamin C-Konsum ja nicht auf diese Steinart auswirken, oder sehe ich das falsch? Es wäre einfach interessant, das noch einmal genauer zu betrachten, auch in Hinblick auf eine effektive Therapie der Nierensteine. Danke schonmal für diesen interessanten Studieneinblick.
LG Christina
Liebe Christina,
in der schwedischen Studie waren alle Arten von Nierensteinen enthalten, und alle erhältlichen Arten von Vitamin C-Präparaten. Es handelt sich um eine groß angelegte Umfrageserie, bei der die Teilnehmer jahrelang immer wieder einen Fragebogen ausfüllen mussten.
Die empfohlene Tagesmenge für Vitamin C sind 110mg für Männer, 95mg für Frauen. Zitronen enthalten 53mg pro hundert Gramm; eine große Zitrone pro Tag deckt also den Bedarf. Multivitamintabletten enthalten meist ca. 100mg. Vitamin C-Monopräparate dagegen gibt es mit 1000mg – das wären zehn große Zitronen.
Im Rahmen einer normalen Ernährung haben Nierensteine nichts mit Vitamin C zu tun, und Zitrusfrüchte kann man problemlos essen. Erst, wenn Hochdosis-Tabletten ins Spiel kommen, wird es gefährlich.
Grüße
Anna
Man sollte bei allen Nahrungsergänzungsmittel nicht übertreiben. Sie sollen die Nahrung ergänzen, falls es gebraucht wird und nicht ersetzen. Eine ausgewogene Ernährung reicht um den täglichen Anteil an Vitamin C aufzunehmen. Es gibt natürlich immer Ausnahmen.