Die Mehrzahl der Produktbeschreibungen im Internet stammt längst nicht mehr vom Hersteller. Bezahlte Auftragstexter bekommen einen Link zum Produktfoto, und schreibseln dann für zwei Cent pro Wort einen Werbetext zusammen. Sogar Blogtexte und Forenbeiträge entstehen auf diesem Weg. Geschrieben wird, was der Texter irgendwo mal gehört hat. Vielleicht noch kurz auf Wikipedia nachgelesen, aber mehr Aufwand ist bei dem Stundenlohn nicht drin. Verlierer sind die Leser: Sie bekommen einen Text serviert, der wahnsinnig interessant und informativ klingt – aber weniger verlässliche Fakten enthält als der Schulaufsatz eines Erstklässlers. An folgenden Eigenheiten erkennst du solche Auftragstexte:
Suchmaschinenoptimierung
Wer es auf die erste Seite der Google-Ergebnisse schafft, hat gewonnen. Seitenbetreiber überlegen sich genau, mit welchen Suchbegriffen sie gefunden werden wollen. Sie geben dem Texter vor, welche Schlüsselwörter oder -wortgruppen er wie oft in einen Artikel einbauen soll. Sind dir schon mal holprige Kombinationen wie „Trinkjoghurt Calcium Gehalt“ oder „selbst zuhause Eisenwert messen“ drei- oder viermal im selben Text aufgefallen? Gratuliere, du hast das Keyword gefunden.
Füllwörter
Der Preis eines Artikels richtet sich nach der Länge. Wenn der Auftraggeber für 500 Wörter bezahlt, dann bekommt er 500 Wörter. Auch, wenn mit der Hälfte schon alles gesagt wäre. Was fehlt, wird aufgefüllt. Hier ein Adjektiv mehr, da ein „und“ eingeschoben, und noch eine überflüssige Phrase – so lässt sich ein Text ohne weiteres auf das Anderthalbfache bis Doppelte ausbreiten.
Inhaltsstoffe – die kleinen Feinheiten
Was liest sich besser für die Beschreibung eines gesunden Lebensmittels als eine lange Liste von Vitaminen, oder ein Absatz über wertvolle pflanzliche Wirkstoffe, die sonst nirgends zu finden sind? Hier ist eine Menge Geschäft zu machen – und eine Menge Schreiberei.
Das Wörtchen „essentiell“
Es bezeichnet Stoffe, die der Körper nicht selbst herstellen kann, sondern unbedingt aus der Nahrung braucht. Dazu gehören alle Vitamine (außer D und B3) und sämtliche Mineralstoffe. Von den Aminosäuren, dem Grundbestandteil der Eiweiße, sind acht Stück essentiell. Und so gut wie jedes Lebensmittel, das überhaupt Protein enthält, hat sie alle.
Essentielle Fettsäuren gibt es genau zwei, die Linolsäure und die Alpha-Linolensäure. Wer dir mehr verspricht, der hat nicht einmal Wikipedia aufgeschlagen. Und vollends lächerlich macht sich, wer von essentiellen Kohlenhydraten spricht. Es gibt sie nicht. Jedes Zuckermolekül, das der Körper in der Nahrung nicht findet, kann er selbst herstellen, solange ihm genügend von irgendeinem anderen Kohlenhydrat, oder notfalls Protein, als Ausgangsmaterial zur Verfügung steht.
Sekundäre Nährstoffe
Liest sich wie ein wichtiger Bestandteil ausgewogener Ernährung. Eins von den Dingen, denen du zu wenig Aufmerksamkeit widmest, und plötzlich hast du Mangelerscheinungen. Tatsächlich stammt der Begriff allerdings aus der Düngemittelherstellung. Es sind Substanzen, die eine Nutzpflanze in kleinen Mengen im Boden braucht. Solltest du nicht vorhaben, Wurzeln zu schlagen und Photosynthese zu betreiben, dann brauchst du dich um sekundäre Nährstoffe nicht zu kümmern.
Das Vitamin B12
Es ist in den meisten tierischen Produkten enthalten, und in keinem einzigen pflanzlichen. Keinem einzigen. Veganer bekommen hier oft Probleme. Und ahnungslose Autoren entlarven sich selbst, wenn sie bei einem pflanzlichen Nahrungsmittel einfach die ganze Reihe der B-Vitamine herunterschreiben, ohne nachgesehen zu haben, was denn tatsächlich enthalten ist.
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